Heißt es „nach langem schwerem Leiden“ oder „nach langem schweren Leiden“ oder mit Komma „nach langem, schwerem Leiden“? Bei dieser Frage geht es darum, ob Adjektive schwach oder stark flektiert/gebeugt werden müssen.
Als Grundregel gilt, dass mehrere aufeinanderfolgende Eigenschaftswörter parallel dekliniert werden, sie werden also alle entweder schwach oder alle stark gebeugt (Parallelflexion). Dies wiederum hängt davon ab, ob ein und welches Artikelwort den Adjektiven vorangeht.
Schwach flektierendes Artikelwort: ein schöner, eindrucksvoller Sonnenuntergang (parallele starke Beugung)
Stark flektierendes Artikelwort: der schöne, eindrucksvolle Sonnenuntergang (parallele schwache Beugung)
Nach einem stark flektierten Adjektiv kann ein weiteres Adjektiv aber auch schwach dekliniert sein, was Wechselflexion genannt wird (z. B. „mit hellem elektrischen Licht“). Hier bildet das zweite Adjektiv mit dem Substantiv eine Einheit und wird vom ersten starken Adjektiv näher bestimmt. Das schwach gebeugte Adjektiv ist dem stark gebeugten Adjektiv untergeordnet. Die Einfügung eines Kommas bzw. eines „und“ wäre hier nicht sinnvoll. Sind beide Adjektive aber dem Hauptwort gegenüber nebengeordnet, ist Parallelflexion die richtige Wahl (z. B. „nach langem, ergebnislosem Gespräch“. Das Komma macht die Nebenordnung eindeutig.
Was ist also die Antwort auf unsere Eingangsfrage? Soll ausgedrückt werden, dass das Leiden lange und schwer war, ist die Version „nach langem, schwerem Leiden“ richtig. Will man sagen, dass das schwere Leiden lange dauerte, gibt es zwei Möglichkeiten: a) nach langem schweren Leiden oder b) nach langem schwerem Leiden. Üblicherweise wird die erstgenannte Möglichkeit verwendet.
Korrekturlesen für Studenten 