Formulierung mit „von“ oder Genitiv?

In wissenschaftlichen Arbeiten, die üblicherweise von einer hohen Anzahl von Nomen (Hauptwörtern) gekennzeichnet sind – dies wird Nominalstil genannt –, kommen sehr häufig Genitivattribute vor. Ein Attribut bestimmt ein vorhergehendes Wort näher, es ist eine Beifügung. Genitivattribute sind Attribute im Genitiv, die unmittelbar davor stehende Nomen oder Nomengruppen näher definieren.

Steht vor dem Genitivattribut ein flektiertes (gebeugtes) Adjektiv, kann sowohl der Genitiv als auch die Hilfskonstruktion mit „von“ verwendet werden. Hier ein Beispiel dazu:

Das führte zum ersten staatlichen Anreizsystem und einer ersten rechtlichen Definition von seltenen Erkrankungen.

Die Formulierung mit „von“ ist zwar korrekt, aber hinsichtlich eines guten Stils ist der Genitiv eleganter. Zu beachten ist hier auch die geänderte Deklination des Adjektivs vor dem Genitiv:

Das führte zum ersten staatlichen Anreizsystem und einer ersten rechtlichen Definition seltener Erkrankungen.

Weitere Beispiele:

Der Ausschuss tagt insgesamt elf Mal pro Jahr und ist für die Überprüfung von Anträgen von einzelnen Sponsoren (meistens von einzelnen Forschern) und Unternehmen verantwortlich.

Dies wurde in den 1980er-Jahren von Eltern von betroffenen Kindern in den Vereinigten Staaten von Amerika als „Orphan-Drug-Problem“ thematisiert.

Besser mit Genitiv:

Der Ausschuss tagt insgesamt elf Mal pro Jahr und ist für die Überprüfung von Anträgen einzelner Sponsoren (meistens einzelner Forscher) und Unternehmen verantwortlich.

Dies wurde in den 1980er-Jahren von Eltern betroffener Kinder in den Vereinigten Staaten von Amerika als „Orphan-Drug-Problem“ thematisiert.

Der vorletzte Beispielsatz zeigt, dass ein Genitivattribut ohne ein Adjektiv aus einer Präpositionalgruppe mit „von“ besteht. Anstatt „Überprüfung von Anträgen“ könnte es alternativ auch „Überprüfung der Anträge“ heißen.